„Ich hab so Herzklopfen. Mir tut mein Herz so weh!“, tönt es von der Münchner Spider Murphy Gang, durchaus voller Lebenslust und ganz und gar nicht aus Sorge um die eigene Gesundheit. Etwa 100 000 Mal schlägt ein Herz jeden Tag. Normalerweise merkt man davon nichts. Doch gelegentlich kann es auch klopfen, stolpern, rasen, Pausen einlegen und Aussetzer machen. Dass solche unruhige Herzaktionen als unangenehm empfunden werden, im einen oder anderen Fall sogar ängstigen, ist mehr als verständlich. Nicht selten handelt es sich um eine veränderte Wahrnehmung eines durchaus noch normalen Herzschlages, beispielsweise das Herzklopfen bei Aufregung oder aus Freude.
Aber es gibt auch Rhythmusstörungen, die die Lebensqualität erheblich beeinflussen: Wenn das Herz zu rasen beginnt, sich Unruhe ausbreitet, das Blut in die Füße „absackt“, kalter Schweiß spürbar wird oder wenn Übelkeit und Brustschmerzen auftreten – und das alles evtuell verbunden mit Schwindelgefühlen und einer beklemmenden Angst. Spätestens dann ist Schluss mit lustig à la Spider Murphy Gang. Professor Dr. Ulrich Solzbach, Chefarzt der Kardiologie am Ostalb-Klinikum, weist allerdings dennoch darauf hin, dass gelegentliche Stolperer oder Aussetzer des Herzens völlig normal seien, solange man darunter nicht leide. „Unser Herz ist keine Maschine, deshalb kann es auch mal aus dem Takt geraten. Aber in der Regel schlägt es Tag ein, Tag aus, rund um die Uhr, ohne dass wir Notiz davon nehmen.“
Wie gefährlich sind Herzrhythmusstörungen?
Herzstolpern oder Herzklopfen bedeutet nicht unbedingt,dass ernste Herzrhythmusstörungen vorliegen. Fast immer liegen einfache Extraschläge (Extrasystolen) vor. Sie entsprechen einer vorzeitigen elektrischen Erregung des Herzens. Da sich das so vorzeitig erregte Herz nicht ganz mit Blut füllen kann, fällt die Pulswelle schwächer aus und ist deshalb nicht oder nur schwach spürbar. Nach einem vorzeitigen Schlag kommt es oft zu einer entsprechend längeren Pause, was als Aussetzer empfunden wird. Wie der Einzelne dieses Herzstolpern verspürt, ist individuell unterschiedlich. Meist sind Rhythmusstörungen harmlos, besonders wenn sie selten oder nur vereinzelt auftreten und keine andere Herzerkrankung besteht.
Ab welcher Häufigkeit wird es ernst?
Die Häufigkeit der unterschiedlichen Formen und Ursachen der Herzrhythmusstörungen sind je nach Alter verschieden. Extraschläge können in den Herzvorhöfen (supraventrikulär) oder in den Herzkammern (ventrikulär) entstehen. Im Alter sind Herzrhythmusstörungen häufiger, besonders Vorhofflimmern tritt dann gehäuft auf. Dabei liegt die Gefahr darin, dass sich eventuell Blutgerinnsel im Vorhof bilden und es dadurch zu Schlaganfällen kommen kann. Tritt Herzstolpern häufig und langanhaltend auf, werden gleichzeitig Beschwerden wie Schwindel, Atemnot, Brustschmerzen oder Bewusstseinsstörungen bemerkt, dann besteht Handlungsbedarf.
Wie kann eine Abklärung erfolgen?
Um Herzstolpern abzuklären, braucht es eine ausführliche ärztliche Befragung und eine körperliche Untersuchung mit einem EKG. Ein Belastungs-EKG und ein Ultraschall des Herzens, eine sogenannte Echokardiographie, folgen danach. Damit kann bereits zwischen harmloser und potenziell gefährlicher Situation unterschieden werden. Je nach Art der Herzrhythmusstörungen müssen auch andere Erkrankungen, zum Beispiel der Schilddrüse, ausgeschlossen werden.
Macht man sich dabei wegen einfacher Rhythmusstörungen nicht lächerlich?
Herzrhythmusstörungen sind selten Vorläufer eines drohenden Herztodes. Der Übergang zwischen normal und krankhaft ist jedoch fließend, und krankhaft bedeutet nicht immer gefährlich. Ob Herzrhythmusstörungen harmlos, weniger harmlos oder lebensbedrohlich sind, ergibt sich aus der Untersuchung. Niemand macht sich deshalb vor dem Arzt lächerlich.
Wie soll ich auf Herzrhythmusstörungen reagieren?
Zunächst gelassen! Niemand sollte sich davon verrückt machen lassen. Der Hausarzt sollte zunächst zu Rate gezogen werden, er wird dann eine weitere Abklärung einleiten. Sind die Rhythmusunregelmäßigkeiten harmlos, muss man mit diesem Gefühl des Herzstolperns leben. Wenn nicht, muss man konsequent dagegen vorgehen.
Je nach Art der Herzrhythmusstörung kann ein Herzschrittmacher oder ein Defibrillator in Frage kommen. Mit diesen technischen Geräten lässt es sich gut und lange leben, ohne ständige Furcht vor erneuten Rhythmusstörungen. Beim Vorhofflimmern kann man versuchen, in einer Kurznarkose durch einen elektrischen Stromstoß das Herz wieder in den normalen Rhythmus zu bringen. Falls das nicht gelingt, kann man die Schlaganfallgefahr durch die Gabe gerinnungshemmender Medikamente deutlich vermindern.