Rückenbeschwerden – Ursachen und wie man Schmerzen lindern kann

Übergewicht, falsche Belastungen und Stress gehören zu den Risikofaktoren für Rückenschmerzen. Bewegung und Fitness beugt den Folgen vor.

Zwei von drei Bundesbürgern klagen mindestens einmal pro Jahr über Rückenschmerzen. In der Regel besteht kein Grund zur Sorge, denn meist klingen die Schmerzen schon nach wenigen Tagen oder Wochen ab. Voraussetzung ist allerdings eine rasche und richtige Behandlung, damit Betroffene möglichst schnell wieder aktiv werden. Zu viel Schonung schadet, weil eine längere Bettruhe wichtige Muskeln schwächt, die der Wirbelsäule Halt geben. Der wichtigste Ratschlag bei Rückenschmerzen lautet daher: Bewegen Sie sich vorsichtig, aber bewegen Sie sich weiter – auch wenn es weh tut. Wichtig ist vor allem, eine Chronifizierung zu vermeiden.

Die Ursache von Rückenschmerzen

Auch wenn die Beschwerden sehr unangenehm sind und die Beweglichkeit zunächst stark eingeschränkt ist – bei mehr als 90 Prozent der Patienten diagnostiziert der Arzt „unkomplizierte“ Kreuzschmerzen. Ihre genaue Ursache bleibt oft unklar. Die Mediziner kennen jedoch bestimmte Risikofaktoren: Neben Übergewicht und einem bewegungsarmen Lebensstil spielt die berufliche Tätigkeit eine Rolle – stundenlanges Sitzen oder körperliche Arbeit wie schweres Heben und Tragen belasten den Rücken. Auch Stress, Fehlhaltungen und seelische Belastungen drücken auf die Wirbelsäule: In etwa 80 Prozent der Fälle sind nicht die gequetschten Bandscheiben selbst, sondern hauptsächlich verspannte und untrainierte Muskeln die Ursache der Rückenpein.

Eine kräftige Muskulatur ist für den Rücken besonders wichtig. Denn sie sorgt nicht nur für Bewegung, sondern auch für Stabilität. Auf festen Halt ist vor allem die Wirbelsäule bei Menschen jenseits der 40 angewiesen: „Es ist ganz normal, dass die Bandscheiben mit zunehmendem Alter an Spannung verlieren“, sagt Dr. Stefan Delank, geschäftsführender Oberarzt der orthopädischen Universitätsklinik Köln. „Dadurch wird die Wirbelsäule etwas instabil. Sind die Muskeln dann zu schwach, kann es zu krampfhaften Verspannungen kommen. Ursache für einen Hexenschuss ist zum Beispiel in der Regel eine akute Muskel-verkrampfung.“

Häufige Beschwerden

Der Bandscheibenvorfall entsteht durch falsches Heben und Tragen oder durch ständige einseitige Belastung. Da kann es passieren, dass der Faserknorpelring einer Bandscheibe reißt. Der weiche Gallertkern wird herausgedrückt und tritt vor. Er drückt auf die Nerven, was zu starken Schmerzen und sogar zu Lähmungserscheinungen führen kann. Suchen Sie bei Lähmungserscheinungen sofort einen Arzt auf! Den so genannten Hexenschuss kennen viele Menschen: Beim Heben, Bücken oder Drehen treten plötzlich stechende Schmerzen im Rücken auf.
Ischias-Beschwerden entstehen durch eine Nervenreizung am Rückenmarkskanal. Charakteristisch ist das einseitige Ausstrahlen der Schmerzen ins Gesäß und in den Oberschenkel, oft sogar in die Wade und bis hinunter zum Knöchel.

Erste Hilfe, wenn der Rücken schmerzt

Verspannungsbedingte Rückenschmerzen, die akut auftreten, können oft durch Hausmittel behandelt werden (heißes Bad, Wärmflasche, Wärmelampe, Getreidekissen etc.). Auch ein Tag im Bett kann Wunder wirken. Längeres Liegen hingegen schadet dem Rücken. Verschaffen Sie sich besser Bewegung. Falls die Verspannungen nach ein bis zwei Tagen nicht nachlassen, sollten Sie einen Arzt konsultieren. Mit Ausgleichsübungen können Sie Rückenschmerzen vorbeugen. Wichtig ist, die Rücken- und auch die Bauchmuskulatur gezielt zu stärken. Am besten eignet sich dazu eine spezielle Wirbelsäulengymnastik.

Entsprechende Kurse finden Sie im Physiodrom in Fachsenfeld. Ergänzend hilft regelmäßiges Fitnesstraining. Das stärkt nicht nur die Rückenmuskulatur – die Bewegung baut außerdem Stress ab und vermindert so das Risiko, dass Kreuzbeschwerden chronisch werden. Wenn Rückenschmerzen nach einigen Tagen nicht abklingen, sollten Sie unbedingt zum Hausarzt gehen – und mit ihm auch darüber sprechen, ob besondere seelische oder körperliche Belastungen mitverantwortlich für die Beschwerden sein könnten. Er sollte auch abklären, ob ein erhöhtes Risiko für chronische Beschwerden vorliegt. Falls ja, kann er die Therapie entsprechend ausrichten.

Bandscheibenvorfall – Operation: Ja oder Nein?

„Aus meiner Sicht werden noch immer zu viele Patienten an der Bandscheibe operiert“, sagt Privatdozent Dr. Stefan Delank. In aller Regel genügt die so genannte konservative Behandlung: Schmerztherapie, Krankengymnastik, Massagen, Entspannungsübungen und gezieltes Fitnesstraining.“ Eine Operation sei nur erforderlich, wenn die beschädigte Bandscheibe so auf die Nerven drückt, dass es zu Lähmungen kommt: dann lässt sich zum Beispiel ein Fuß nicht mehr voll bewegen oder die Blase nicht mehr kontrollieren.

Bei vielen Patienten zieht der Rückenschmerz bis ins Bein, und manche spüren auch ein Kribbeln im Fuß oder Taubheitsgefühle. Diese Nervenreizungen klingen in der Regel mit den Rücken-beschwerden innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder ab. „Selbst bei Taubheitsgefühlen im Bein muss nicht unbedingt operiert werden“, betont Dr. Stefan Delank. Ob Beinschmerzen ein ernstes Problem sind, können Betroffene selbst testen – indem sie versuchen, sich mit beiden Beinen auf die Zehenspitzen zu stellen. Bleibt dabei eine Ferse unten, deutet das auf eine Lähmung hin. Und das heißt: Sofort ins Krankenhaus! Dasselbe gilt, wenn der Patient nicht gleichzeitig auf beiden Hacken stehen kann, weil sich ein Vorfuß nicht mehr anheben lässt.

Chronische Schmerzen ganzheitlich behandeln

Patienten mit anhaltenden Kreuzbeschwerden brauchen ein aktives, mehrgleisiges Behandlungskonzept. Im Mittelpunkt steht dabei die so genannte Funktionsverbesserung. Bei den zumeist wenig belastbaren Patienten ist die Muskulatur oft bereits stark geschwächt. Ein gezieltes Fitnesstraining dient dazu, die Muskeln zu stärken; nebenbei lernen die Patienten, dass Bewegung und körperliche Belastung nicht schaden – im Gegenteil: Sie steigern das Wohlbefinden. Durch die Funktionsverbesserung vermindern sich in der Regel auch die Schmerzen. Mit Gymnastik oder Geräten, aber auch durch Sport und Spiel, werden die Patienten im Physiodrom vorsichtig mehr und mehr mobilisiert.

Sie erlernen außerdem spezielle Kraft- und Koordinationsübungen, die sich täglich am Arbeitsplatz oder in der Freizeit ausführen lassen. Ergänzend sind Entspannungsechniken wichtig. Da Stress, seelische Probleme und Angstgefühle bei der Chronifizierung von Rückenschmerzen eine große Rolle spielen können, profitieren viele Patienten von gezielten Entspannungsmethoden und aktiven Maßnahmen zur Stressbewältigung. „Bei chronischen Rückenschmerzen ist eine sehr individuelle Behandlung erforderlich“, betont Dr. Stefan Delank. Die Betroffenen sollten sich deshalb möglichst an einen auf Rückenschmerzen spezialisierten Arzt wenden.